top of page
Search
Writer's pictureFelix Baumgartner

Distanz, Leidenschaft und mein Umgang mit Kritik.

Updated: Feb 23, 2020

Los Angeles, Santa Monica: Ich sitze hier in meinem Apartment und meine Uhr zeigt 06.30 Uhr - in der Heimat wohlgemerkt. Ich stelle meine Uhr nie um, egal wo auf diesem Planeten ich gerade bin. Ich will wissen, wie spät es zu Hause ist.



Kolumne von Felix Baumgartner

Foto: Felix Baumgartner


Ich trinke gerade Kaffee, auch aus der Heimat, und schaue auf die Menschen am Strand, während ich überlege, wem oder was ich meine nächste Kolumne widmen könnte.

Heute ist zufällig "Welt-Helikopter-Tag", und da ich seit Wochen hier in Los Angeles am Fliegen bin, werde ich diese Kolumne ganz einfach mir selber widmen.

Ich könnte jetzt stundenlang erzählen wie sehr mich das Akrobatik-Fliegen mit dem Helikopter fordert und wie stolz ich darauf bin, dass ich meinen Buben-Traum, Helikopter zu fliegen, mit 37 Jahren doch noch verwirklicht habe. Obwohl es lange Zeit nicht danach ausgesehen hat.


Distanz erweitert den Horizont


In meiner heutigen Kolumne geht es um Distanz, und warum sie so wichtig ist. Wenn man, so wie ich, die Welt bereist, sitzt man viel in Flugzeugen, sieht die Welt von oben und gewinnt dadurch Distanz. Ich halte viele Vorträge und lerne dadurch andere Menschen und Kulturen kennen und distanziere mich so zumindest temporär auch von der eigenen Kultur. Ich lebe in Hotels, Apartments, Ferienhäusern, sehe meine Eltern, Freunde und Bekannten nur sehr selten. Und da ist sie auch schon wieder, die Distanz.

Die Distanz und das damit verbundene sich distanzieren, mögen auf den ersten Blick negativ erscheinen, doch das sind sie nicht. Die Distanz ist eine wunderbare Gelegenheit, den eigenen Blickwinkel auf Dinge, Menschen und Situationen zu ändern und dadurch Neues zu entdecken. Es geht darum, den eigenen Horizont zu erweitern und man stellt sich dadurch zwangsläufig auch die Frage: Habe ich immer alles richtig gemacht?

Die Antwort ist einfach. Natürlich habe ich nicht immer alles richtig gemacht, aber ich habe in meinem Leben mehr richtig gemacht als falsch, darum bin ich erfolgreich. Ich bin im Leben angekommen und der Kapitän auf meinem eigenen Boot. Ich bestimme wann und wohin ich fahre, und das macht mich zu einem glücklichen und zufriedenen Menschen.


Sieger durch Leidenschaft


Leidenschaft ist der Motor, der uns ans Ziel unserer Träume bringt. Wenn jemand seine Arbeit nicht liebt, wird er immer eine Stunde weniger arbeiten als er kann. Der Leidenschaftliche aber immer eine Stunde mehr, und genau diese zwei Stunden machen den Unterschied, zwischen einem Gewinner und einem Verlierer. Die Amerikaner nennen das: "Walking the Extra-Mile". Wir Österreicher sagen dazu ganz unspektakulär "Fleiß-Aufgabe".

Ich war in meinem Leben immer von Leidenschaft geprägt, aber Leidenschaft alleine genügt nicht. Kritik ist mindestens genauso wichtig, und zwar in beide Richtungen. Kritik zu ertragen, aber auch kritisch zu denken und zu hinterfragen sind das Um und Auf des täglichen Lebens.

Ich bin in meinem Leben für meine Meinung sehr oft medial kritisiert worden. Das hat mich aber nie gestört, denn ich gebe gerne ein stehendes Ziel ab. Viele Medien (es gibt auch Ausnahmen) haben meistens zwei Ziele: Sie wollen verehren und sie wollen entzaubern. Das ist die Schizophrenie der grausamen Berichterstatter. Die Vorgangsweise ist dabei meistens die gleiche: die maximale Abwertung Andersdenkender, um ein Diskussionsklima zu zerstören. Der tägliche Skandal ist dabei ein unverzichtbarer Begleiter.


Welche Rolle spielen dabei Facebook & Co.?


Durch die sozialen Netzwerke sind plötzlich alle Medienmacher geworden. Das heißt, viele dieser Menschen sind jetzt medienmächtig, aber nicht jeder davon ist auch zwangsläufig medienmündig. Manche befinden sich immer noch in der digitalen Pubertät.

Ich hatte in den sozialen Netzwerken schon einige "Scheiß-Stürme" zu verzeichnen und bin immer noch da und erfolgreich im Geschäft. Sehr zum Ärger meiner Kritiker. Fakt ist: Wer noch nie einen Shitstorm hatte, ist in den sozialen Netzwerken nicht relevant.


Der Neid is a' Hund


Neid ist auch immer wieder ein Thema, besonders wenn du erfolgreich bist. Hier in Amerika ist das anders. Da sehen die Menschen zu dir hoch, wollen so sein wie du und nehmen sich ein Beispiel an dir. Zuhause in Österreich ist das Gegenteil der Fall. Da sind sie dir selbst eine Lungenentzündung neidig.


Es ist wichtig Dinge kritisch zu hinterfragen


Wer kennt das nicht: Negative Schlagzeilen, Skandale, Klima-Krisen, Gender-Wahn, Rücktrittsaufforderungen, tägliche Talk-Sendungen und Fernsehduelle bis zum Erbrechen. Wer soll da noch den Überblick behalten? Wer sagt uns noch die Wahrheit und was ist gelogen? Wie erkennt man Fake-News, und warum gibt es Spin-Doktoren? Wozu brauchen Parteien Schmutzkübel-Kampagnen, und wie kompetent sind unsere Politiker wirklich.

Diese Fragen zu beantworten würde den Rahmen meiner Kolumne sprengen, aber all die oben genannten Methoden dienen nur einem einzigen Zweck: Die Wähler zu manipulieren, damit man als Partei seine Machtstellung nicht verliert oder sogar noch vergrößern kann. Dazu ist jedes Mittel recht.


Die Perversion der Politik


Wer sich gerne TV-Duelle von Politikern ansieht, wird eines feststellen: Manche Politiker lügen sich um Kopf und Kragen, oder, um es politisch korrekt auszudrücken: Sie pflegen einen taktischen Umgang mit der Wahrheit. Läuft dabei etwas aus dem Ruder, sind am nächsten Tag die Spin-Doktoren am Zug. Das sind ausgebuffte Profis, die für sehr viel Steuergeld dann neue Wirklichkeiten schaffen, um sie dem zukünftigen Wähler zu verkaufen. Oder einfacher ausgedrückt: Sie verkaufen den Wähler für blöd.

Es geht bei politischen Auseinandersetzungen so gut wie nie um Sachpolitik, sondern darum, sein Gegenüber rauszubringen, abzulenken, aus der Reserve zu locken und in der Sendung in politische Rollenspiele zu verfallen. Anstelle der politisch substanziellen Debatte tritt dann oft nur noch Zeitgeist-Geplapper. Das ist auch einfacher und unverfänglicher. Vorbei ist die Zeit von echten Polit-Größen wie Altkanzler Helmut Schmidt. Heute gibt es fast nur mehr angepasste, politisch korrekte Duckmäuser, deren moralischer Verschleiß genauso groß ist wie der körperliche.


Deshalb, liebe Leser, ist es wichtig zu hinterfragen.

Und ja, aufgrund der politischen Vorkommnisse der letzten Monate hinterfrage ich dieses System, und zwar das von allen Parteien, egal welcher Farbe. Kann aber auch gut sein, dass es egal ist, welche Partei am 29. September an die Macht kommt, weil das gesamte System ein Upgrade braucht.


FELIX BAUMGARTNER

댓글


bottom of page